Glocke

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Montag, 22. Juni 2015

Malevil Cup 2015

Nach krankheitsbedingtem recht überschaubarem Training in den letzten 2 Wochen stand nun der dritte Lauf zur MME Serie auf dem Programm, Malevil Cup in Jablonné v Podještědí, Tschechien. Letztes Jahr bin ich hier schon die 65km Runde gefahren, und das hat riesig Spaß gemacht, demzufolge ist die logische Konsequenz für dieses Jahr, volles Programm, 100km. 
Abfahrt in Zwönitz ist Freitag Nachmittag, Tante Navi gibt ne Fahrzeit von 3h an, diesmal mit ausdrücklichem Hinweis Mautstraßen zu benutzen. Also, ab Richtung Landeshauptstadt, und dann Richtung tschechischer Haupstadt. Kurz vor der Grenze kaufe ich nach kurzer Diskussion mit dem Vignetten-Verkäufer also eine Autobahnvignette. Für insgesamt 20km bezahle ich 12€. Strafe Minimum bei fahren ohne Pickerl sind 200€. Deswegen kurze Diskussion. Tatsächlich standen an der Autobahnabfahrt tschechische Polizisten und kontrollierten. Glück gehabt. Die letzten 60km über Landstraßen eignen sich sehr gut um die herrliche Landschaft des Lausitzer Gebirges oder auch Osterzgebirges zu bestaunen. Sehr schön ist es hier. Sehr Hügelig. Perfekt zum radeln.
Endlich angekommen parke ich den Wagen wie gehabt auf dem Golfplatz! der Malevil-Ranch. Mit'm Bus übers 'Green' - das gibt's sonst nirgends. Die Preise in Tschechien sind auch stabil, 7€ für die Nacht. Wie letztes Jahr. 

    Parkplatz neben dem EBM Fuchs
    
    Hotel Transporter, gemütlich 

Startunterlagen abgeholt - da ich beim Ausfüllen des Anmeldeformulars zur MarathonMan Serie auch ganz ordentlich jedes Feld ausgefüllt habe, also auch Hobby-Amateur-Lizenz-Nummer, wurde ich vom Veranstalter direkt in der Elite-Konkurrenz mit aufgestellt. Ok, fetzt soweit, auch dort muss schließlich einer letzter werden. Großer Vorteil hier ist, ich starte von ganz vorne!

Nun noch schnell ins Gasthaus, dort sitzen schon Albrecht und Günter Dietze, ich setz mich dazu, wir futtern und plauschen, um 10 geht's ab ins Bett. 
So gegen ein Uhr in der Nacht werde ich von einem komischen Geräusch geweckt, klingt als würden Regentropfen auf den Bus prasseln. Ist auch so. Das ganze zieht so hin bis gegen vier. Was das für die Streckenverhältnisse bedeutet muss ich nicht groß erklären.... Der Wecker klingelt um 6, ich schaue raus, alles grau, eher dunkelgrau. Kalt isses auch noch. Nun ja, erstmal Frühstück und Körperpflege, das Einsatzgerät fertig machen und dann geht's auch schon gegen 8 so langsam Richtung Start.

    6h später sieht das Radel an dieser Stelle anders aus...leider gibt's da kein Vergleichbild

Auf dem Weg zum Start fängt es gleich mal so richtig zu kübeln an, so das die 5km bis zur Linie, bzw dem Startbogen reichen das ich schon ziemlich 'angepisst' bin. In jeder Hinsicht. Egal, ich stelle mich in den vorgesehen Startbereich, da allerdings im hinteren Bereich. Fragende Blicke von diversen Mitstreitern. Der Regen hört auf, ich packe die Regenjacke ein und schon geht's los!

    Über der rechten Schulter von Nr. 126 

Die ersten paar km geht's richtig flott erst auf Asphalt aus Jablonné raus, und dann immer schön rauf und runter über nasse rutschige Wiesen, Waldwege, Pfade. Zwischendurch wechselt der Untergrund auch immer mal von Waldboden auf Sand, was sich arg schwierig fahren lässt, mehr so wie auf Kaugummi. Die erste Verpflegung lass ich aus, alles noch im grünen Bereich. Kurz drauf wird es dann in einer Wiesenabfahrt richtig schnell, wo ich mich frage ob es Sinn macht mit knapp 60 Sachen eine nasse Wiese hinabzuheizen. Sinn vielleicht nicht, aber Spaß machts!
Kurz drauf kommt die erste Streckenteilung, 40km links, alles andere rechts rum, Extraschleife. Die extra Runde führt zum Teil über deutschen Boden und über schöne Trails wieder zum vorherigen Punkt wo sich die Strecke teilte. Hier machts richtig Laune, die Temperatur passt auch, es sind um die 15 Grad. Meine Füße zeigen heut auch keine Lähmungserscheinungen, ich habe ja auch andere Schuhe +  Überschuhe an. Im folgenden erstem längerem Anstieg kann ich ein paar Plätze gut machen, und einen Fahrer der Elite-Klasse kassieren! Völlig beflügelt rammel ich den Anstieg hoch und die folgende Abfahrt runter. Ein zwei oho Momente gabs da natürlich auch, nasse Wurzeln und Steine sind schon nicht ohne...

    Hier mal die Streckenübersicht

Bei km 45 fängts dann auch endlich an zu regnen, der Blick nach oben ließ es aber schon erahnen. Zu Glück regnete es nicht allzu lange, nach ner viertel Stunde war's vorbei, aber es reichte wiedermal um völlig durchnässt zu sein. Meine Regenjacke hatte ich nicht angezogen, keine Zeit. Die Temperatur blieb zum Glück konstant, kein Zähneklappern wie zuvor in Klatovy.
An der nächsten Verpflegungstelle schnell ne Banane gegriffen und weiter. Die kurze Runde biegt hier in Richtung Ziel, nicht die schlechteste Option bei dem Wetter. 
Für mich geht's weiter Richtung Oybin, ein schickes Örtchen und scheinbar Tourimagnet. Der riesige Felsen der sich da im Ort Richtung Himmel reckt ist allerdings wirklich nicht von schlechten Eltern, imposant. Obendrauf steht wohl ein Kloster, und bestimmt auch ein Imbiss mit Roster und Hopfenhaltigen Getränken. Wäre auch ne Option, aber nicht heute.
Den Sieg bei der ausgeschriebenen Sprintwertung in Oybin verpasse ich schätzungsweise um etwa 50min. Bei der Futterstelle in Oybin befreie ich die Schaltwerke grob vom Schlamm, nehme ne neue Flasche mit an Board und weiter geht's, es folgt die lange, zum Teil sehr steile und technisch anspruchsvolle Auffahrt auf den Hochwald. Nasse, glitschige Steine, Wurzeln, wild wachsendes Gestrüpp und andere Teilnehmer gestalten das ganze schwierig. Zweimal muss ich runter weil vor mir Leute umfallen. Die letzten Höhenmeter bis zur Bergprämie muss hier eine Treppe hochgesprintet werden. Ich schultere den Hobel und verpasse den Sieg am Col de Hochwald um wahrscheinlich 60min. 
Nun folgt eine schnelle technische Abfahrt in Richtung Streckenteilung, für Biker die die 65 km Variante wählten ist hier das gröbste überstanden. Wäre auch ne Option. 
Ich holpere also so gut wie möglich hier runter, bergab klappts schon immer besser. Zumindest werde ich nicht überholt. An der Streckenteilung schnell ne Banane geschnappt und ab auf die letzten 35 extra-km. 
Der Untergrund bzw. das worauf gefahren wird gestaltet sich nun immer mehr schlammig bis wenig schlammig. 
Die Tritte werden bergauf etwas schwerer, bergab macht die Fuhre größtenteils was sie will. Wenigstens bleibt es von oben trocken und es ist fast schon warm. 
Als nächster Höhepunkt steht ein Hügel namens 'Lausche' an, und weils so fetzt gleich zweimal. Die erste Auffahrt gestaltet sich noch ziemlich human, was man vom zweiten Lausch(e)angriff nicht behaupten kann. Knapp 20% Steigung komplett im Schlamm, ein mäßig mit Profil behafteter X-King am Hinterrad und ich muss runter vom Bock. Im Laufschritt also bergauf, Pampe bis zum Knöchel. Irgendwann wird's wieder fahrbar, und oben angekommen schlängelt sich der mit Wurzeln gespickte Pfad weiter bis zu einer nächsten Service Station. Hier gibt's aber auch oft was zum futtern! Ich stoppe  zum ersten Mal richtig, Salami-Schnittchen, Speckfettbemme, Apfelsine, Banane, Kuchen - ich probiere alles! Lecker. Irgendwann reiße ich mich los und ziehe weiter, wenn ich das Höhendiagramm richtig im Sinn habe, ist's jetz eigentlich ausgestanden. Es geht bergab und flach dahin. Noch 20km. In einer Abfahrt will ich einen anderen Fahrer passieren lassen, der mag aber nicht vorbei, und teilt mir mit das er "nur noch endlich ins Ziel wolle". Wir fahren ab hier zu zweit, plaudern ein wenig und irgendwie wird's auch wieder schneller. Wir holen sogar noch einige Fahrer ein, das wir bald eine Gruppe von 6 Mann sind. Die letzten 10km sind Schlamm pur, Tiefe Pfützen, alles was dazu gehört. In den downhills bin ich nur noch Passagier, es eiert so dahin. Kurz vorm Ziel dann noch ein lustiges Erlebnis, vor mir taucht ein Biker komplett in eine Pfütze ab :-) kurze Erklärung:
Abfahrt, Gegenhang, und im Tal ein See. Er schafft den Hang hoch nicht, und plumpste rückwärts rollend in die Pfütze. Arme sau. Ich steige natürlich ab, erkundige mich auf englisch nach seinem Wohlbefinden und bekomme zur Antwort: "jo mei, jetz hob i die Schnauzen endgültig voll" wir lachen herzlichst, ziehen sein bike ausm Schlamm und ich fahre weiter. Noch ein zwei giftige kurze Anstiege und der Golfplatz kommt in Sicht. 
Noch 1km bis zum Ziel, keine Zeit für ein Foto an dieser Stelle und ab durchs Ziel. Mit meiner Zeit bin ich soweit zufrieden, obwohl da sicher noch was geht. Immerhin bin ich in meiner Klasse 18ter geworden, und das bei einem Lauf zur UCI Mountain Bike Marathon Series 2015!

    Im Ziel 

So das war's erstmal, weiter geht's Rennmäsig erst in Bad Goisern zur Salzkammergut Trophy, da stehen dann 211km an. 
Bis die Tage..