Glocke

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Dienstag, 18. Juli 2017

Salzkammergut Trophy 2017

Aufgrund vielerlei unvorhergesehener Ereignisse schreibe ich diesmal den Bericht nicht nur aus meiner Sicht der Dinge, sondern über die Erlebnisse und Eindrücke der ganzen Reisegruppe RSV Erzgebirge. Nach einem Jahr Pause ging die Reise nun also mal wieder nach Bad Goisern, wobei die Anreise bei keinerlei geographischen Kenntnissen auch einer Weltreise gleichen könnte. Der Weg an den Hallstätter See führt in der Tat über Kamerun, ja Kamerun. Aber nicht in Afrika, sondern ganz hier in der Nähe. Der Erzgebirger weiß natürlich sofort wo das ist und somit habe ich auch keine Probleme den Bus nach Kamerun zu steuern. Hier steigt Sebastian - typischer Name in Kamerun - zu, kurz vorher habe ich noch den Franz aufgesammelt, in Zwönitz steigt dann noch Micha ein und die Fuhre ist komplett. 4 Mann, 4 Bikes, Gepäck und schon wird's kuschelig im Bus. Bei derartiger Atmosphäre ist es nicht verwunderlich das fast die ganze Strecke alles pennt.

    Schlafwagen..


    Alles pennt..

Aber das ist schon ok so, immerhin müssen die Jungs am Samstag 210km und 7119hm abspulen.
Ich habe mich vernünftigerweise und aufgrund fehlender Fitness auf die Salzkammergütchen Trophy mit 120km und 3800hm umgemeldet. Warum am Ende alles ganz anders kommt wird sich noch aufklären.
Wir kommen also irgendwann am Donnerstag gegen Mittag an unserem Hotel in Gosau an, und dürfen wegen Überpünklichkeit noch nicht ins Zimmer. Also erstmal die bikes abladen und ne runde fahren, das Wetter ist ja so schön. 
So nach und nach trudelt der Rest dann auch ein und es geht auf eine gemütliche Radler/Kuchen/Strudel Tour. Hierbei wird gleich nochmal die letzte 450hm Welle der Trophy probegefahren. 


    Tolle Truppe

Wieder im Hotel zurück wird der Spa Bereich angesteuert, dann Abendessen und in gemütlicher Runde den Abend ausklingen lassen. Klingt nach Stress, ist aber Urlaub. Prost.

Am Freitag wird's dann schon langsam ernst, die Bikes der Langstreckenhelden müssen zum Bikecheck, und so mancher hat etwas Bammel vorm TÜV. Immerhin kann ich ja hier mit reichlich Erfahrung und negativen Erlebnissen berichten. Am Ende bestehen alle ohne Mängel den Fahhradtüv und ich bin mir sicher das mein Bike es dieses Jahr bestimmt auch ohne Mängel geschafft hätte. 😉
Wir holen also alle die Startnummern und dann geht's auch schon wieder zurück Richtung Hotel, die Fahrräder einsatzbereit machen, essen und zeitnah ins Bett. Immerhin klingelt dann gleich der Wecker....


    Die RSV Erzgebirge Mannschaft 

Samstag, Raceday

03:00 Uhr am Morgen, nicht das mich das frühe Aufstehen stören würde, aber irgendwas stört mich doch. Es ist das Geräusch als würde man eimerweise Wasser auf ein Blechdach schütten. Ich muss also noch nicht mal aufstehen und aus dem Fenster schauen, es reicht aus dem Fenster zu Hören. Es regnet. Nee, es kübelt, schüttet, sintflutartig. Die Wettervorhersage stimmt also schon mal. Beim Frühstück gegen 03:45 ist die Stimmung etwas gedämpft, auch mit blöden Witzeleien kann ich die Jungs nicht so recht aufmuntern. Irgendwie verständlich, meine Lust um 09:00 an den Start zu schieben hält sich auch in Grenzen bei dem Wetter.
Viertel Fünf, Abfahrt nach Bad Goisern, die Scheibenwischer laufen auf voller Stufe, stille im Kfz. Angekommen heißt es dann raus aus der Karre, Bikes zusammenbauen und ab in die Startaufstellung. Die Jungs radeln vorneweg und ich sprinte hinterher. Hier ist auch schon mächtig Gedränge bei 900! gemeldeten Startern. Das erste Paar Schuhe ist durchgeweicht, ich nehme die Jacken der Jungs, Namentlich Franz, Roy, Micha, Jörg, Andre, Falk, Sören, Ränsch(Sebastian aus Kamerun) und Mühle(Thomas aus Franken) entgegen und schon beginnt das Abenteuer A Strecke Salzkammergut Trophy. 

Nachdem sich der Start Ziel Bereich so nach und nach geleert hat laufe ich zurück zum Auto, ich hab ja noch 4 Stunden Zeit bis zum Start. Im Auto heißt es dann erstmal raus aus den nassen Klamotten und was trockenes anziehen. Die Langstreckenhelden müssen derweil einmal auf den Raschberg hoch, knapp 1000hm am Stück, und durch die ewige Wand wieder nach Bad Goisern zurück. Das sollte normalerweise nicht länger wie 2,5h dauern, und somit hätte ich sogar noch Zeit den Jungs eventuell zu helfen bei der ersten Durchfahrt falls jemand ein Problemchen mit dem Rad haben sollte. Ich packe also das nötigste ein und positioniere mich unweit des ersten Zeitlimits, welches mit 8uhr, also maximal 3h Fahrzeit für die ersten knapp 40km, schon ziemlich straff bemessen ist. Vorallem bei dem Dauerregen. 
Es ist mittlerweile um 7 als ein gewisser Konny Looser, der Führende an mir vorbeifährt. Dann 5 min nichts, dann ein paar Verfolger, und an P10 ein gewisser Tinker Juarez. Ein Held meiner Jugend, Werksfahrer für KLEIN und VOLVO-CANNONDALE in den 90zigern. Was für eine Legende. Und der fährt hier im Pisswetter von Bad Goisern an mir vorbei, grüßt nett nachdem ich mir fast die Seele aus dem Leib schreie um den alten Mann anzufeuern. Vor lauter Euphorie vergesse ich glatt ein Foto zu machen.


    Roy als erster der RSVler

    Falk in den Fluten

Ich bin dann also kurz vor acht Uhr als alle RSV Starter der A-Strecke meinen Servicepunkt passiert haben zum zweiten Mal komplett aufgeweicht, und so langsam verliere ich die Lust hier überhaupt zu starten. Der Blick in diverse Wetter-Regenradar-Gewitter Apps verspricht auch noch keine Besserung.
Zurück im Kfz überlege ich noch etwas hin und her, aber wenn's schon soweit ist dann ist's wahrscheinlich schon zu spät. Ich kneife, habe keinen Bock stundenlang im Regen zu fahren. Überredungsversuche von Vereinskollege Thomas der auch auf der B-Strecke startet sind sinnlos. Wenn ich einmal nen Entschluss gefasst habe dann endgültig. 
Ich schalte also um auf Betreuer Modus, auch nicht so einfach hier da die Strecke doch sehr weitläufig ist. Garmin bescheinigt mir an diesem Tag immerhin 180 kombinierte Kfz/Rad Kilometer, 11QOM's da ich unter falscher Flagge auf strava unterwegs war und immerhin knapp 2000hm. ( die "Radfahrt" ist aber nie im Netz gelandet 😉)
Ich fahre also unter Nichtbefolgung der StVOÖ Richtung Altausee. Dort befindet sich am Fuße eines Skihangs ein Assistenzpunkt. Kaum dort angekommen sehe ich Roy grade vorbeifahren, zu spät.
Als nächstes kommt Franz den Hang heruntergeeiert, fahren kann man das in dieser Pampe einfach nicht nennen. Die RSV Franz Rakete hat sich auch irgendwo schon mal lang gemacht und hat seinen Hobel auf den Shifter geschmissen. Infolgedessen hat sich der Schaltzug im Gehäuse verklemmt und ist gerissen. So musste der gute also mit Trittfrequenzen wie sie nur Chris Froome treten kann bis hier her kommen. Bike zum Service, die Jungs machen nen super Job und 20min später kann die Hatz mit einem neuen Bowdenzug weitergehen. In der Zwischenzeit sind auch Ränsch, Micha, Sören, Falk und André hier vorbei.


    Regen, Schlamm, und Sören 

    Scott Fahrrad beim Service 

Jörg und Mühle verpasse ich hier irgendwie, und so geht meine Reise weiter zum nächsten für mich sinnvoll von der Zeit her anzufahrenden Assistenzpunkt. Der liegt allerdings in Bad Ischl! Das wird knapp, da ich da mitten durch Bad Goisern fahren muss. Und auf der Straße herrscht an diesem Tag nunmal Ausnahmezustand. In Bad Ischl verfahre ich mich noch zweimal, werde beinahe geblitzt und komme noch grade so rechtzeitig an. Also fast, denn Roy verpasse ich wieder ganz knapp. Die restlichen Jungs kommen ohne Probleme hier vorbei und müssen nun in den langen Anstieg hinauf zur zweiten vorbeifahrt an der Hütteneckalm. Dann zum zweiten Mal durch die ewige Wand und über Lauffen zurück nach Weisenbach, meinem Nächsten Anlaufpunkt.

    André bei Bad Ischl

In Weisenbach angekommen schüttet es so richtig und ich warte erstmal im Auto, die Zeit sollte es hergeben. Nach 40 min warten muss ich dann aber los, selbstverständlich in voller Regenmontur. Ich fahre also auf der Strecke den Jungs entgegen. Als erstes kommt mir hier Thomas der auf der B-Strecke unterwegs ist entgegen, sieht noch ganz gut aus, er fährt ja auch erst 3h im Regen. Die A Jungs hingegen kurbeln nun schon 7h in dem Sauwetter. Da muss man schon ne ziemlich harte Sau sein um das durchzuziehen, kann man nicht anders sagen. Roy kommt hier zuerst vorbei, wie immer ein Lächeln im Gesicht als wärs nichts. Als nächstes Franz, der scheinbar noch gute Beine hat, denn er hat mächtig auf Roy aufgeholt. Der Rest kommt gebündelt hier vorbei, und wir haben hier circa Halbzeit des Rennens. Zwischendrin schnattern die Damen Astrid und Doris-Mutti an mir vorbei. Ich ermahne die beiden weniger zu schnattern und lieber schneller zu fahren. Die sind übrigens beide auf der F-Strecke unterwegs, Salzkämmerleingütchen Trophy ist das wohl dann. 😉

    Abartiges Wetter.

Kenner der Strecke wissen was nun folgt, die kurze extra Schleife in Weißenbach, dann die Runde um den Hallstätter See und dann... Salzberg...
Ich schwinge mich also wieder ins Auto und düse Richtung Obertraun. Auf der Straße zwischen Salzberg und Obertraun parke ich den Wagen, hole das MTB wieder raus und fahre der Strecke wieder entgegen. 
Immerhin hat sich das Wetter gebessert und es ist sogar die Sonne zu sehen! Ich packe also die Trikottaschen mit Riegel und Gels voll, bisl Werkzeug und los. Ich muss bis zum Bahnhof entgegen fahren und warte dort. Zuerst kommt wiedermal Roy vorbei, kurz gefolgt von Franz. Ich begleite die beiden bis zur Verpflegungsstelle am Strandbad Obertraun. Roy hat hier scheinbar Hummeln im hintern und fährt direkt weiter, Franz hingegen hängt etwas durch und redet wirres Zeug. "Aufhören" "kein bock mehr" "aua" usw, ich ermahne den Burschen zur Disziplin, zwinge ihn zum Essen und zur Weiterfahrt. Ich Spanne mich also vor ihn und ziehe ihn um den See bis nach Hallstatt. Frisch motiviert wird wieder Vollgas gegeben und er rollt Richtung Salzberg. Geht doch. 
Ich roll indes zurück bis mir der nächste unserer Helden entgegen kommt, Spanne mich davor bis Hallstatt, und wieder zurück. Das Spielchen geht so weiter bis alle durch sind. Zwischenzeitlich die Nachricht von Jörg das er das Rennen wegen körperlichen Problemen aufgeben musste. Kurz vor Obertraun muss auch Micha aufgeben, allerdings wegen nicht lösbaren technischen Problemen.

    Roy in Obertraun,

    Franz an selber Stelle

    Ränsch aus Kamerun 

    Falk und André 

    Sören 

Als nächstes steht nun der Salzberg auf dem Programm, abartig steil, zuerst 14 Spitzkehren, und dann das Stück beim Moderator vorbei, 30 Prozent Steigung, und das alles nach bereits 150 gefahrenen Kilometern. Nachdem diese Hürde genommen ist folgt nach einer kurzen Abfahrt noch der nichtendenwollende Anstieg hinauf zur Rossalm, dem höchsten Punkt der Strecke. Dann die lange Abfahrt zum Gosausee, hier erwarte ich die Protagonisten zum letzten Mal. Auf dem Weg dorthin sammle ich noch Susan Kunz vom Team Stein Bikes auf die heut einfach einen schlechten Tag erwischt hat und das Rennen am Salzberg beendet. Micha sammle ich ebenfalls noch ein, Suse steigt in Goisern aus und mit Micha fliege ich zum See hoch.
B-Strecken Fahrer Thomas passiert uns hier zuerst, sieht noch frisch aus für die letzte 450hm Welle.
Danach wie ausgewechselt, Franz. Er hat Roy überholt der über Schmerzen in den Knieen klagt.

    Nur noch eine 'kleine' Welle 

Micha und ich brechen dann hier das Betreuerdasein ab, fahren ins Hotel zum duschen und dann Richtung Ziel nach Bad Goisern. Gegen 19 Uhr finden wir uns bei den restlichen RSVlern im Zielbereich ein und erwarten die Ankunft unserer Langstreckenhelden. 
Um 19:24 Uhr, also nach 14,5 Stunden Fahrzeit erreicht Franz als erster das Ziel, absoluter Wahnsinn. 30min schneller als meine Zeit vor 2 Jahren bei bestem Wetter. Der junge ist echt fit!
    Einmal Hölle und zurück. Held.

    Sören 

    Roy

    Sebastian 

    André, Falk und Kumpel Steffen 

    Thomas

    Mühle 


In unregelmäßigen Abständen erreichen auch alle restlichen Jungs das Ziel. Roy, Sören, Ränsch, Thomas, André, Falk und Mühle. Alle ohne irgendwelche technischen defekte. Absoluter Wahnsinn.

Zur Belohnung gibt's im Hotel noch einige Runden an der Bar und ziemlich zeitnah fallen alle etwas müde ins Bett. Die Heimreise am nächsten Tag ähnelt der Anreise, alles pennt und ich muss lenken. 
Naja, sie haben sich den Schlaf verdient.


    Das schwarze Trikot, Lohn der Strapazen.

Das Motto einmal Hölle und zurück beschreibt so einen Tag schon ganz gut, das Wetter hat den Rest noch dazu beigetragen. Allein zu Beginn 8h im strömenden Regen den längsten MTB Marathon Europas in Angriff zu nehmen ist für die meisten wahrscheinlich nicht nachvollziehbar, für den der gerne auf dem MTB sitzt gibt's doch nichts schöneres. Vielleicht schöneres Wetter dazu, aber die Bedingungen waren für alle gleich. Ich ziehe den Hut vor allen finishern und zolle großen Respekt.

Die nächsten Rennen werden dann wieder etwas kürzer werden, 
Bis dahin

Gruß Thomas 👋🏻